Kindern fehlt der Kontakt zur Natur

Immer weniger Kinder in Deutschland dürfen auf Bäume klettern, im Wald spielen oder haben die Möglichkeit, Wildtiere zu beobachten.
Die Emnid-Umfrage, die von der Deutschen Wildtier Stiftung in Auftrag gegeben wurde, zeigt eine erschreckende Naturferne von Kindern zwischen vier und zwölf Jahren. So sind 49 % in dieser Altersgruppe noch nie selbstständig auf einen Baum geklettert.

Was vor wenigen Jahrzehnten selbstverständlich war, ist heute selten geworden: Kinder,
die draußen in der Natur spielen und herumtoben, auf Bäume klettern, Wildtiere beobachten und Bäche aufstauen. „Einer der Gründe könnte die neue Ängstlichkeit der Eltern sein“, sagt Michael Miersch, Geschäftsführer des Forum Bildung Natur. Eine große Mehrheit findet es gefährlich, ihr Kind im Wald spielen zu lassen.
Im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung legte das TNS-Emnid-Institut insgesamt 1003 Eltern folgende Frage vor: „Eine Mutter erlaubt ihrem zehnjährigen Sohn, mit einem Freund im Wald zu spielen. Die Mutter des Freundes ist dagegen. Sie findet, das ginge nur, wenn ein Erwachsener auf die Kinder aufpasst. Wer hat Ihrer Meinung nach Recht?“ 53 % der Befragten stimmten der ängstlichen Mutter zu.

Auch die Beobachtung von Wildtieren gehört für viele Kinder heute nicht mehr zu selbstverständlichen Erlebnissen. 22 % der Eltern gaben an, dass ihre Kinder „nie oder fast nie“ ein frei lebendes Tier zu Gesicht bekommen. „Das elementare Wissen über Wildtiere und Pflanzen vor unserer Haustür schwindet rasant“, sagt der Geschäftsführer des Forum Bildung Natur der Deutschen Wildtier Stiftung, Michael Miersch.
Dass diese Entwicklung dramatische Folgen hat, beweisen die Ergebnisse, die in dem Buch „Startkapital Natur“ (Oekom Verlag) zusammengefasst sind. In 150 internationalen Studien wird darin belegt, wie wichtig Naturerfahrungen für die kindliche Entwicklung sind. Spielen im Wald, auf Wiesen und an Bächen fördert nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern auch das Sprachvermögen, das Selbstbewusstsein und die soziale Kompetenz.
„Unser Fazit steht fest: Kinder und Jugendliche brauchen mehr Naturerfahrungen“, sagt Michael Miersch. Er sieht in der Naturbildung für Kinder und Jugendliche eine „gesellschaftliche Herausforderung“ und eine „dringende Notwendigkeit“.

Emnid-Umfrage: Kindern fehlt der Kontakt zur Natur

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