Als ich ihn sehe, habe ich fast ein wenig Angst ihn zu unterbrechen. Er erledigt seine Aufgaben in der hübschen Küche der Bauernhof Kita mit so viel Hingabe und Konzentration. Aber ich soll ein kleines Interview mit Simon führen, weil wir ihn auf der Website vorstellen möchten. Simon kommt aus Nigeria, ist 31 Jahre alt, eines von 5 Kindern und seit August 2016 als Koch und Hauswirtschafter bei der Child Care Company angestellt. Im Rahmen des innovativen Projekts „Unternehmerinnen geben Chancen“ der IHK Bayern, hat Frau Wunderlich-Steger Simon erst eine Praktikumsstelle und bereits nach drei Wochen einen Jahresvertrag angeboten. Sie ist sehr glücklich, dass Simon nun im Team ist. Er macht seine Arbeit mit einem Lächeln im Gesicht, ist freundlich, pünktlich, sehr genau und will lernen. Das imponiert ihr und dem Team.
Nachdem wir uns vorgestellt haben, gehen Simon und ich in das Personalzimmer. Auf meiner Liste stehen auch Fragen wie sein Leben in Nigeria war, wie er die Flucht nach Europa erlebt hat und warum er geflüchtet ist. Als wir anfangen zu sprechen, wird mir jedoch schnell klar, dass ich diese Fragen nicht stellen kann. Allein die Erwähnung von Nigeria, seiner alten Heimat, genügt. Er hat einen Kloss im Hals, kann nicht sprechen. Ich weiß, dass er politisch und religiös verfolgt wurde, weil er Christ ist. Dass er fast 2,5 Jahre auf der Flucht war, in Libyen im Gefängnis saß und in diesen Orten war, die wir nur aus dem Fernsehen kennen. Dann sagt er, dass es eine sehr lange Geschichte ist und dass er sie erzählt, wenn es sein muss. Es muss aber nicht sein. Seine Aura und seine Einstellung haben mir von Beginn an verraten, dass er nach vorne schaut, in die Zukunft und positiv denkt. Er strebt eine Ausbildung als Kinderpfleger an, möchte sein eigenes Geld verdienen, eine Familie gründen und ernähren können und etwas für die Gesellschaft leisten. Er lebt hier in München in einem Refugee Camp in einem kleinen Appartement mit einem Mitbewohner. Duschen und Toiletten sind auf dem Gang. Das stört ihn aber nicht und er sagt es ist gut, warm und trocken. Auf die Frage, wie es ihm in der Bauernhof Kita gefällt, sagt er: „I am very proud and happy to have this work here. They treat me like family. My Chef is so nice, she shows me everything and she is not angry if I am doing a mistake.“ Die deutsche Sprache fällt ihm noch sehr schwer, wir sprechen deswegen vorwiegend Englisch. Als er neu in Deutschland war, wollte er unbedingt sofort einen Deutschkurs machen, das war ihm sehr wichtig. Aber nach 3 Monaten Crash-Kurs geht natürlich noch nicht alles auf Deutsch.
Nach 30 Minuten gehen wir wieder nach unten. Dort wartet Frau Wunderlich-Steger schon. Heute soll es eine Gersten-Graupen-Suppe geben. Ihr ist es wichtig, dass frisch, regional und ab und an auch bayerisch gekocht wird und dass Simon so gut lernen kann, wie möglich.
Als ich nach Hause fahre, muss ich über einen Satz Simons besonders nachdenken, weil das für uns so selbstverständlich ist: „Wenn Du einen Platz gefunden hast, wo Du friedvoll und sicher leben kannst, dann nenne ich das mein zu Hause.“
Ich bin dankbar über die Chance Simon kennen gelernt zu haben und wünsche ihm von Herzen alles Gute bei der Realisierung seiner Träume.
Im nächsten Beitrag möchten wir über Mustafa aus Somalia berichten, dem Frau Wunderlich-Steger ebenfalls einen beruflichen Einstieg in der Child Care Company ermöglicht hat.